Claus Dieter Geissler, Köln, ist seit über vierzig Jahren Fotograf. Unbeeindruckt von Strömungen und Referenzen der Kunstszene hat er seine ganz eigene Bildsprache in der Beschäftigung mit Stillleben gefunden. Entgegen dem allgemeinen Trend arbeitet er ausschließlich in Schwarz-Weiß, redudziert sich in seinen Bildern auf abstrakte Darstellung einfachster Gegenstände und erreicht dadurch eine Konzentration auf Weniger, auf die Stille.
Dabei liegt sein Ausgangspunkt immer im kompositorischen Gestaltungspotential der Malerei, zu deren Umsetzung er die Kamera verwendet. Er arbeitet nur mit großformatigen Kameras und fertigt davon Platin-Palladium-Prints im eigenen Labor.
Von je her ein Grenzgänger nutzt er seine Möglichkeiten als bildender Künstler mit dem Medium Fotografie, um darüber hinaus mit anderen Bereichen wie Literatur, Film und Tanz zu experimentieren.
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![]() Besuch bei Goya, Bordeaux |
Ausstellungen | |||
2015 | Deep Black, Chelsea, Liverpool | ||
2014 |
Gegenstelle, Wuppertal Fotokunstbar, Köln Donaudialog, Panschuwar, Serbien "Jagdzimmer", Passagen, Köln Deep Black II, Museum Zündorfer Wehrturm, Köln tekla salla, San Roc, Historisches Museum, L'Hospitalet meno parkas: Künstlersymposium und Ausstellung, Kaunas, Litauen |
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2013 |
"Who killed Bambi", Galeria La Xina A.R.T., Barcelona o.T., Seidenspinnerei, Lasalle, Cevennen |
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2012 |
"Keinem bleibt seine Gestalt", Ovids Verbannung, Internationale Photoszene 2012, BBK, Köln "Platons Höhlengleichnis", Passagen, Köln "Keine Angst vor Schwarz-Weiß-Grau", Galeria TPK, Barcelona |
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2011 |
"Placard Exquis", Passagen, Kö Victor Hugo "Le Rhin", Gallery 4Barbier, Nîmes |
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2010 |
Deep Black, The Print Conection, Pancevo Still life, Fotosphere Gallery Tokyo, Tokyo Sur son 31, Nîmes, Cologne, Montpellier, Sète, Barcelone Carrément, Gallery 4Barbier, Nîmes |
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2009 |
Vie tranquille & Nature morte, Photo Biennale, Moskaus Was soll es bedeuten?, Horizon in het Kruithuis,'s-Hertogenbosch Carrément, Gallery 4Barbier, Nîmes Aquila, Achill Island Group Exhibition |
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2008 |
Moskito Bay, 19. Internationale Photoszene, Köln "Costa del Plastico", Subkulinaria, Deutzer Brücke, Köln The Baltic Frame, Arena Gallery, Independents Biennial, Liverpool | ||
2007 |
Wege zur Abstraktion, Fototreppe42, Hanau Winter Group Exhibition, Fotosphere Gallery, New York |
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2006 |
Pescare nel tempo - Fischen in der Zeit Instituto Italo Svevo, 18. Internationale Photoszene, Köln ... I have forsaken the object - ... ich habe den Gegenstand verlassen, Fotosphere Gallery, New York Liparello, L'antic theatre, Barcelona Festival Novart, Hangar en bois, Bordeaux Winter Group Exhibition, Fotosphere Gallery, New York | ||
2005 |
Barcelona trifft Köln, Kunsthaus Rhenania, Köln Initiator und Organisator der Veranstaltung |
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Seine Arbeiten sind in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen und Bestandteil nationaler und internationaler Sammlungen. |
Was sind das bloß für Bilder?
Keine Farben, keine Menschen, nichts rührt sich. Alles ist Grau in Grau oder Braun in Braun. Überhaupt ist manchmal kaum etwas zu erkennen, die Bilder sind zerkratzt oder nur an wenigen, merkwürdigen Stellen scharf. Große Flächen sind leer oder im Schatten, Gegenstände füllen kaum das Bild und sind selten vollständig abgebildet. Kann man einen Gegenstand erkennen, ist der kaputt, verbeult oder zerschlagen. Zu sehen ist banaler Krempel und Trödel, einfachste Töpfe, Krüge oder Kannen, Nutzloses und Ausrangiertes, scheinbar unsinnig aufeinander gestapelt oder ineinander verschachtelt. Es handelt sich um morbide Vertrocknetes oder Verschrumpeltes, um Weggeworfenes und wieder Aufgelesenes, auf der Strasse oder am Strand, um Steine, Knochen und totes Getier.
Der Fotograf Claus Dieter Geissler macht es einem nicht leicht. Es ist so vieles anders und gegen unsere Sehgewohnheiten. Und dennoch, wenn man sich etwas Zeit nimmt, begegnet einem in diesen Bildern etwas wunderbar Unerwartetes – eine poetische Geste.
Der Weg zu solchen Bildern beginnt beim Vater, ein Graphiker, der, häufig von seinem jüngsten Sohn begleitet, Landschaftsbilder malt. So sitzt der Sohn daneben, ebenfalls einen Aquarellblock auf dem Schoß, und sieht zu, wie Bilder entstehen, wie Ausschnitte gewählt werden, wie auch komplexe Formen auf wenige Linien reduziert werden können. Das prägt. Sozusagen folgerichtig bewirbt sich C.D. Geissler für seine Lehre als Fotograf ausschließlich mit gemalten Bildern, und wird genommen. Von Beginn an stellen Zeichnungen und Skizzen ein wichtiges Übungs- und Hilfsmittel, das Nachdenken über den Bildaufbau eine unerlässliche Vorarbeit für seine Fotografien dar. Denn die Frage eines Malers lautet, wie fülle ich dieses Blatt Papier, und nicht – um es in die Fotografie zu übertragen – wie lichte ich etwas ab.
C.D. Geissler erstellt dabei seine Bilder auf handwerklich höchstem Niveau. Bereits in seiner Lehrzeit beginnt er, sich freien Arbeiten zu widmen. Dabei wird schon bald die Großbildkamera sein bevorzugtes Werkzeug. Immer wichtiger werden im Laufe der Jahre die Ausdrucksmöglichkeiten der Schwarz-Weiß-Fotografie, bis C.D. Geissler schließlich seinen Schwerpunkt ganz auf die Verwendung von hochwertigen Edeldruckverfahren, hauptsächlich Platin-Palladium-Prints verlegt, die jedes Werk zu einem Unikat werden lassen. Diese Techniken von der Großbildaufnahme bis zur Fertigung im eigenen Labor und vor allem die Konzentration auf Stillleben erfordern in einem besonderen Maße ein umfassendes und detailliertes Wissen über die Eigenschaften der Photographie und des Lichts. Es handelt sich bei seinen Arbeiten meist um aufwendige, im Studio erstellte Inszenierungen, die präzise ausgearbeitet sind. Nichts an diesen Bildern ist dem Zufall überlassen. So ist C.D. Geissler ein Fotograf im eigentlichen, ursprünglichen Sinn des Wortes - ein Zeichner des Lichts.

Kunsthaus Rhenania, Köln
Seine Zeichnungen erzählen. Licht und Schatten, Schärfe und Unschärfe lenken den Blick. Auf Dinge, die jeder kennt, auch jeder sieht, und die doch so leicht unbeachtet bleiben. Und auf ihre Geschichte. Doch Geschichte, auch die von Gegenständen, ist ihr Verschleiß, und ihr Ruin, ist der Verfall und der Tod. C.D. Geissler richtet die Kamera auf das, was wertlos geworden ist, und schafft damit Kontrapunkte zur Unaufmerksamkeit, zur Flut der bunten Schnelligkeit. Eine seltene Sichtweise.
Dabei ist und bleibt seine Herangehensweise immer die Ästhetik. Erzeugt durch seine Erzählweise, denn C.D. Geissler nutzt die Fähigkeiten der Kamera, dessen Auge sich reduzieren kann. Und so stehen wir vor Bildern, die zu sehen, uns allein niemals gelingen würde. Was wir sehen ist respektvoll getragen und intensiv berührt, ist musisch komponiert, dichterisch verdichtet, abstrakt gezeichnet und doch Fotografie – ein Abbild der Wirklichkeit. So liegt das Vergnügen dieser Photographien in den Möglichkeiten, die zu entdecken sind. Denn sie sind alle da, die Farben und die Menschen, ihre Hände, Bewegungen und Geräusche, ja Lärm. Still öffnen diese Bilder in einer poetischen Geste die Tür dazu. Durchgehen muss man selbst.